2021-01-29

Führen in Corona Zeiten

Was unterscheidet Führung während einer Krise und Führung in Corona Zeiten? 

Grundsätzlich nicht viel – und konkret doch einiges. Beiden gemein ist, dass der Beginn der Veränderung und der offene Ausgang zunächst Angst machen. Und zwar sowohl den Führungskräften als auch den Mitarbeiter*Innen. Dabei ist Angst nichts Schlechtes oder Verwerfliches, sondern ein gesundes Signal unseres Organismus, dass wir auf der Hut sein müssen, um nicht gefährdet zu werden. Ein jahrtausendealter Impuls, der unseren Vorfahren ermöglicht hat, zu überleben und Nachfahren zu zeugen.

Die Interessante Frage ist nun, wie gehe ich mit der Angst um? Bei Mitarbeiter*Innen ist die erste Reaktion: Auf die Führungskräfte schauen. So soll es sein, so ist es in hierarchischen Organisationen vorgesehen.

Wie also reagieren nun die Führungskräfte? Und die Antwort fällt sehr unterschiedlich aus.

Einige Führungskräfte, die bislang vor allem in gefahrenlosen Zeiten geführt haben, reagieren auf ihre Angst mit Abtauchen. Sie ducken sich weg und sind nicht mehr erreichbar. Ein nachvollziehbarer menschlicher Impuls - so kann auf Gefahr reagiert werden. Allerdings ist das für die Mitarbeiter*Innen eine schlechte Variante: Ihnen fehlt die notwendige Orientierung, Angst und Sorgen werden eher größer und die Leistungsfähigkeit geringer.

Andere Führungskräfte reden das Problem klein. Sie versuchen ihre Angst zu ignorieren und den Mitarbeiter*Innen vorzuspielen, das alles im Griff und das Problem schnell überwunden ist. Das Problem hierbei: Mitarbeiter*Innen sind nicht dumm und spüren, dass das gesagte Wort mit den sonstigen empfangenen Signalen der Umwelt nicht übereinstimmt. Auch hier verlieren die Führungskräfte ihre Mitarbeiter*Innen, die Angst und Sorgen werden größer, die Leistungsfähigkeit geringer.

Die authentische Reaktion ist in diesem Fall wieder einmal die beste: offen und klar zu kommunizieren, dass wir nicht in die Zukunft schauen können und auch nicht wissen, wie die Krise ausgehen wird. Und auf der anderen Seite klar und deutlich zu artikulieren, dass wir unser Bestes geben und für neue Wege offen sind, um die Krise so schnell wie möglich zu überwinden. Und dabei auch die Hilfe aller Mitarbeiter*Innen benötigen.
Fuehrungs-Typen neu.jpg
Verschiedene Führungsansätze unterscheiden drei Arten von Führungskräften:
1. Der Manager
2. Der Experte
3. Der Leader

Den Manager zeichnet aus, dass er organisiert, plant, regelt und kontrolliert.

Der Experte führt vor allen Dingen aufgabenbezogen und ist versucht, viele Aufgaben dabei selbst zu übernehmen, da er ja ein Experte für das Thema ist.

Der so genannte Leader ist visionär, meist äußerst kommunikativ und führt mit agilen Methoden.

In unserer Wirklichkeit sind die meisten Führungskräfte eine Mischform aus den drei oben genannten Rollen. In Krisenzeiten wie Corona hilft aber die Leader-Rolle sehr, Mitarbeiter*Innen zu erreichen: Das Kommunikationsniveau muss deutlich erhöht werden, nicht nur wegen der Zerfaserung der Teams in die jeweiligen Home-Office Büros. Sondern es hilft enorm, gemeinsam eine Vision zu erarbeiten oder vorzuschlagen, wie die Krise überwunden werden kann. Dabei unterstützen agile Methoden das Arbeiten ungemein. Auf jede Veränderung, die extern von der Krise vorgegeben wird, kann mit neuen Maßnahmen reagiert werden. Das bringt Kraft und Kreativität ins Team, erhöht den Teamspirit und schafft Motivation.

Als ob die Führungstheorie die Corona Krise vorhergesehen hätte, wird seit vielen Jahren die agile Führung propagiert. Diejenigen Organisationen, die agiles Management und agile Führung wenigstens zu einem Teil schon eingeführt haben, haben jetzt folgende Vorteile:

1. Schnelle Anpassung auf Veränderung ist möglich Fhrung in der Krise.jpg
2. Die Kommunikation kann leicht erhöht werden und schafft gefühlte Präsenz der Führung
3. Souveränität in der Führung, Offenheit für Trial and Error
4. Autonomie bei Mitarbeiter*Innen zulassen, Vertrauen in die Mitarbeiter*Innen
5. Hohe Kreativität und Innovationskraft sind abrufbar
6. Hoffnung geben für Mitarbeiter*Innen

Agile Führung setzt nicht die klassische Führung außer Kraft, sondern ergänzt diese um eine neue Haltung und wichtige Instrumente, um in der schnelllebigen digitalen und globalen Welt zu agieren.

Besonders eine neue Führungshaltung prägt das agile Management. Kennzeichen der neuen Haltung sind:

• Unternehmenslenker sind nicht allwissendHaltung.jpg
• Offenheit in der Führung
• Vernetzungsbereitschaft
• Agilitäts-Kompetenz
• Partizipation
• Vertrauen
• Wertschätzung

Werden Teile oder alle genannten Aspekte in der Führung gelebt, entsteht ein Miteinander auf Augenhöhe.

Agile Führungsinstrumente gibt es zahlreiche – und täglich kommen neue hinzu. Zu den bekanntesten Instrumenten gehört sicherlich Scrum oder Design-Thinking. Beide Methoden leben davon, dass sie ihren Weg im Laufe des Prozesses immer wieder erneuern. In Interaktion mit den Kunden oder anderen Zielgruppen werden neue Aspekte in den Prozess integriert und der Weg so Stück für Stück optimiert.

Mix.jpg
Das entscheidende Kriterium für gute Führung in einer Krise, oder auch speziell in der Corona Krise, bleibt, dass die gewählte Führung zum Menschen passt. Die Haltung die ich vermittle, die Instrumente die ich wähle, müssen zu mir passen. Ist das nicht der Fall, merken die Mitarbeiter*Innen das – und sofort ist Sand im Getriebe. Es kommt also auf den richtigen Mix an zwischen der so genannten traditionellen Führung und der agilen Führung… Und den richtigen Mix muss jede Führungskraft für sich selbst finden.

Schwartz - 14:14:02 @ Coaching, Organisationsentwicklung | Kommentar hinzufügen

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